Montag, 20. Mai 2024

VIGNETTE | Der Staat kriegt weder mich noch mein Bestes

VIGNETTE | Der Staat kriegt weder mich noch mein Bestes
Lebensmitteln ergeht es gerade wie bestimmten sozialpolitischen Themen – jeden Augenblick wird eine andere Sau durch's Dorf gejagt. Mal ist es Cola, mal Nutella, mal Kinderjoghurt, mal Fleisch per se. Dann streitet man in Internetforen über Pro und Contra, meist mit den Argumenten "gesundheitsschädlich", "eine Lobby/großer Konzern steht dahinter", "ich will aber genießen" oder "schmeckt einfach und macht glücklich". Unterfüttert wird es mit verschiedenen Ernährungstheorien. Was an all dem bedenklich ist: Die Aufklärung über verschiedene Nahrungsmittel ist längst überall gegenwärtig. Beim Kinderzahnarzt beispielsweise stehen Nutellagläser, Ketchup-Flaschen und Saftpackungen. Daneben liegen schön visualisiert wie in Würfelzuckerbergen die Inhaltsteile. Muss man die Menschen noch weiter warnen? Nein! Denn die Inflation von Warnungen wird mittlerweile mehr zum Problem als vermeintlich ungesundes Essen.

Die neue Krankheit Orthorexie nimmt explosionsartig zu. Diese Menschen werden krank, weil sie richtig und gesund essen wollen und schließlich nichts mehr essen, weil alles schädlich sein kann - Tendenz steil zunehmend. 

Wir werden gerade alle kollektiv zwanghaft, was gesunde Ernährung betrifft und vertrauen nicht mehr unseren Körpern, die uns schon sagen, was sie brauchen oder nicht brauchen, wenn man nur endlich wieder versteht auf sie anstatt auf pauschale Ratschläge zu hören. Redliche Ernährungswissenschaftler sind sich darin einig: Jeder Mensch ist so unterschiedlich in seinen körperlichen (und auch seelischen) Bedürfnissen, dass zu viele Komponenten eine Standardisierung extrem erschweren. Der eine Körper braucht mehr Fleisch als Nahrung, der andere weniger. Manche fühlen sich dicker wohl, andere dünner. Der BMI als Maßstab ist wissenschaftlich längst überholt, wird aber immer noch als Grundlage politischer Entscheidungen verwendet, wenn es beispielsweise darum geht, eine Fettsteuer zu diskutieren. 

Es erinnert an ein absurdes Theater. Je mehr man sich fürsorglich um unsere Körper und unser Wohlbefinden kümmert, Statistiken bemüht und Reglen aufstellt, desto schlechter geht es uns, denn jeder Körper ist so eigen und besonders, dass er in keine Schablone passt - aber im Versuch, sich zu optimieren und sich anzupassen, werden wir krank. Dabei zeigen die Statistiken, dass leicht übergewichtige Menschen entschiedene Vorteile bei mehreren Krankheiten haben und länger leben.

Man vergesse in dem Ganzen auch nicht, dass gerade die Ernährungsberatungsstellen und Organisationen wie Food-Watch mittlerweile mächtige Lobbys sind, die sich selbst mit immer neuen Schlagzeilen legitimieren und ins Gespräch bringen, ohne dass man auf sie den Lobby-Begriff anwendet, denn vermeintlich geht es ihnen ja nur um „unser Wohl“. 

Ein Sponti-Spruch lautete: „Sie wollen nur unser Bestes – aber das kriegen sie nicht!“ Heute ließe sich der Spruch dahingehend veränderen: „Selbst wenn der Staat mein Bestes wollte, kriegt er es nicht, denn es geht ihm nichts an, wie es mir geht.“

Libera 

Bild: CFalk/pixelio.de


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